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Stichwörter: Gran CanariaKanaren
Mittwoch, 20. Februar 2008

Dolce Vita für Individualreisende auf Gran Canaria

Strandferien im Pauschalhotel und Ausflüge ins Inselinnere auf kurvenreichen Bustouren sind hier jedoch nicht alles. Man kann die Insel ganz individuell entdecken, ohne deswegen gleich campen, wandern oder biken zu müssen.


Bild: Pixelio.de

Ein bisschen Verzicht auf Komfort tut dennoch ganz gut. Am besten nimmt man sich in der Hauptstadt Las Palmas eine kleine Pension, kauft für das Picknick am Strand ab und zu in der Markthalle ein, fährt mit einem Mietwagen oder mit öffentlichen Bussen, folgt nach Lust und Laune seinen Sinnen, - schlemmt also und mischt sich unter das Volk. Das alles ist zu jeder Jahreszeit machbar, in der sommerlicher Hitze geht es jedoch ein wenig langsamer.

Wir hatten das Privileg, Isidro Ramos zu treffen, 58 Jahre, lokale Größe und zuweilen auch Fremdenführer. Die Insel wird oft als „Miniaturkontinent“ bezeichnet, sagt er uns, aber eigentlich sei sie „so vielfältig wie die Stadt London“ und auch die Menschen hier seien inzwischen alle globalisiert. Da wir uns weder städtische Hektik, noch Strandschläfrigkeit vorgestellt hatten, folgen wir Isidro zunächst aus Las Palmas heraus zum Mittagessen im Jardín Canario und einem Besuch im botanischen Garten (Buslinie 58, Richtung Tafira Alta). „Was Galapagos für die Erforschung der Tierwelt bedeutet, ist Gran Canaria für die Pflanzenwelt“. Wir hören kaum hin, was Isidro uns sagen will. Palmen, Drachenbäume, Kandelaberkakteen und nochmals Kakteen, ein kleiner Lorbeerwald und eine Steilwand veranschaulichen ein wenig die Vielfalt der verschiedenen Vegetationsstufen. Isidro hat uns trotzdem auch etwas aus seinem eigenen Garten mitgebracht, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen: Die Zutaten für eine scharfe Sauce, von der man sich gern vorstellen würde, dass schon die kanarischen Ureinwohner sie mit den salzigen Runzelkartoffeln gegessen hätten. Stimmt natürlich nicht, aber heute kennt das Rezept fast die gesamte globale Urlaubergemeinde. Allerdings nehmen sich die meisten bereits fertig abgefüllte Gläser mit nach Hause. Wir nicht: Für Mojo verde reibt man im Mörser 2 Bund Koriander, 5 Knoblauchzehen, 2-3 Prisen Meersalz, 1 Chilichote und verrührt dies mit 0.5 Liter Olivenöl. Für die pikantere rote Variante (Mojo rojo oder salsa picante) braucht man 3-4 rote Pepperoni, eine ganze Knoblauchknolle, Paprika und gerösteten Kümmel.

Gran Canaria kann sehr scharf schmecken und gehört zum guten Ton, über die Mengenverhältnisse und Zutaten zum Abschmecken, wie vielleicht etwas Safran oder Weißwein, zu philosophieren. Jedenfalls passen die Salzpellkartoffen mit Mojo zu fast jeder Speise. Man kann sie zu Vieja probieren, einem der bekanntesten Fische auf Gran Canaria oder zu Kaninchen in Weißweinsauce mit viel Pfeffer und Knoblauch (Canejo Salmorejo).

Siesta vorbei und genau das richtige Licht für den Ausblick auf die Caldera de Bandama von dem Vulkankegel des Pico Bandama. Hier ist die vulkanische Entstehung der Insel besonders anschaulich: Weit schweift das Auge über den Kraterkessel mit 1 km Durchmesser und 230 m hohen Wänden, bei guter Sicht bis zur Küste, nach Las Palmas und nach Telde. Etwas Kultur gefällig? Isidro möchte uns nach Telde führen, in die Basilika San Juan Bautista. Sie stammt aus dem frühen 16. Jh. und beherbergt ein Triptychon alter flämischer Meister (von 1530), vermutlich aus Brüssel. Die fünf Darstellungen aus dem Marienleben, integriert in einen barocken Aufsatz, gelten als das wertvollste Kunstwerk der gesamten Kanaren und zeigen sogar eine Beschneidungsszene. Auch die Christusfigur in dieser Kirche ist ein früher Kunstimport. Sie kam 1525 aus Mexiko nach Telde, wurde dort von Indios aus Maismaschee hergestellt und wiegt nur erstaunliche 6,5 kg. Es lohnt ein Bummel durch die Altstadtviertel San Juan und San Francisco mit großzügigen alten Häusern einflussreicher Familien. Telde ist älter als Las Palmas und steht seit 1981 komplett unter Denkmalschutz. Viel Spaß macht der Besuch der Kanarienvögel und Papageien in einem hübschen kleinen Park, einen Block hinter der Basilika. Hier könnte man lange verweilen, doch wir haben ja auch noch ein Abendprogramm mit Isidro.

In Las Palmas bleibt uns eine Stunde zum Duschen und Umziehen und dann treffen wir uns mit Isidro zu einem Konzert im Auditorium Alfredo Kraus, benannt nach dem auf Gran Canaria geborenen Tenor. Gran Canarias philharmonische Gesellschaft wurde bereits 1845 gegründet und ist somit die älteste Spaniens. „Wir lieben klassische Musik hier auf der Insel schon als Kinder“, schwärmt Isidro und zählt uns zahlreiche Veranstaltungen auf, die hier eine lange Tradition haben – das kanarische Musikfestival, das Opernfestival, das Festival de Zarzuela, das Gitarrenfestival. Wir wären gern jedes Mal dabei gewesen. Es ist ein heißer Tag und wir verbringen die Pause auf der zum Meer gewandten Terrasse. Vom leisem Rauschen des Wassers begleitet, beratschlagen wir unsere Pläne für die Nacht. „Ir de Tapas“, sagt Isidro sofort und schlägt gleich ein paar Tapas-Bars vor, wo es Köstlichkeiten geben soll, wie Ziegenkäse mit Marmeladensauce, vor allem aber auch viele Leute und viel Ambiente. Das Konzert geht weiter und wir genießen doppelt, schon in Vorfreude auf eine richtige „Marcha“ von Bar zu Bar mit kühlem Bier, Jamon serrano, Papas arrugadas mit Mojo, Calamares, Pimiento frito, gebratene Pfefferschoten, Tortilla. Wir stellen dann fest: Die Geräuschkulisse in einer richtig vollen spanischen Bar ist auch ein akustisches Erlebnis. Die Nachtischspezialität Musse de Gofio -  eine Art Nougat aus gemahlenem Mais und Zuckerrohrhonig - möchten wir unbedingt noch probieren. Und wenn es um 2 Uhr morgens im Stehen ist. Noch zwei weitere Stunden und wir müssen verstehen, dass Isidro uns morgen nicht begleiten wird.

Am nächsten Morgen haben wir sie, die Strandschläfrigkeit und wir ruhen uns erst mal beim Baden aus, diesmal nicht an der Playa de las Alcaravaneras direkt vor der Stadt, sondern an der ruhigeren und längeren Playa de las Canteras. Das Nachtleben in der Altstadt Triana/Vegueta kennen wir nun schon ein bisschen und die ganze Stadt wartet noch auf Entdeckung – die Kathedrale Santa Ana, der Yachthafen, das kanarische Museum und das Kolumbushaus. Wir haben jedoch gehört, dass es vor Las Palmas eine ältere Inselhauptstadt gab und auch die Altkanarier gehen uns nicht aus dem Kopf. Also fahren wir am Nachmittag nach Gáldar. Wäre auch schön, einfach einmal hier zu übernachten, denn es gibt verlockende Bars und einen netten Markt am Morgen. Gáldar war Sitz des Guanarteme, des Stammesoberhaupts der Altkanarier, der 1482 von den Spaniern im Schlaf überrumpelt und gefangen genommen wurde. Man schickte ihn an den spanischen Hof und er war so beeindruckt, dass er sich taufen ließ und fortan Guanarteme Fernando mit den Spaniern kollaborierte. So wurde die bisherige Hauptstadt der Altkanarier mit ihren Straßen, Palästen und Höhlenwohnungen zur ersten spanischen Hauptstadt auf Gran Canaria. 

Heute treffen sich hier die Jugendlichen unter den großen Lorbeerbäumen auf dem Platz vor der Kirche Santiago de Los Caballeros und dem Rathaus mit einem imposanten Drachenbaum, der 1718 gepflanzt worden sein soll. Die Kirche wurde über dem Ort des früheren Palast des Guanarteme Fernando erbaut und in ihrem Inneren steht noch ein Taufbecken aus grüner Keramik, an dem auch viele unfreiwillige Altkanarier zu Christen getauft wurden. Auf deren Spuren begeben wir uns nun wenige Schritte weiter in die Cueva pintada (geöffnet: Di-Sa 9.30 bis 18.30 Uhr) und tauchen bei einer multimedialen Führung ab in die archaische Welt der kanarischen Ureinwohner. Auf 24.000 Quadratmetern legten Archäologen hier 50 Häuser aus der Zeit vom 6. bis 16. Jh. frei. Zu sehen sind vorwiegend Fundamente und Mauern. In diese Anlage integriert sich auch die mitgeometrischen Mustern verzierte vorspanische Höhle Cueva Pintada, einer der wichtigsten archäologischen Funde im atlantischen Raum. Auf die Darstellungen des harten ländlichen Lebens im Wohnhaus des bekannten örtlichen Malers Antonió Padron, einige Schritte von der Plaza entfernt, haben wir nach unserer Begegnung mit den Ureinwohnern erst mal keine Lust und fahren statt dessen lieber noch mal hinaus in die freie Natur. Wir baden in der Felsbucht La Guancha und sind froh, dass wir nicht mehr in Höhlen leben müssen, auch wenn es vermutlich schön kühl war...

Quelle: Touristikpresse.de

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